EU-Parlament fordert den Stopp von unfairen Handelspraktiken

Guidom plantation, Dominican Republic, 2011
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Brüssel/Wien, 8. Juni 2016 – Das Europäische Parlament fordert mit seiner gestrigen Abstimmung von der Europäischen Kommission, gegen unfaire Handelspraktiken (UTPs) in der Lebensmittelversorgungskette vorzugehen und verbindliche Richtlinien für den Schutz von KleinbäuerInnen zu beschließen. Die Menschenrechtsorganisation Südwind begrüßt die klare Positionierung des Europäischen Parlaments gegen die Ausbeutung von Menschen im Globalen Süden durch multinationale Lebensmittelkonzerne und fordert eine rasche Umsetzung von der Europäischen Kommission.

Stefan Grasgruber-Kerl, Kampagnenleiter von Südwind: "Das Europäische Parlament hat sich klar für faire Handelsbeziehungen zwischen Europa und dem Globalen Süden ausgesprochen. Damit ist die Europäische Kommission aufgefordert, verbindliche Richtlinien zu beschließen, um BäuerInnen vor multinationalen Lebensmittelkonzernen und Supermärkten zu schützen. Das Europäische Parlament wird in seiner Forderung von über 61.000 Bürgerinnen und Bürgern unterstützt, die bereits eine Petition für faire Handelsbeziehungen im Rahmen der europäischen Kampagne 'Make Fruit Fair!' unterschrieben haben."

Eva Izquierdo, Projektleiterin beim Europäischen Umweltbüro, das sich gemeinsam mit Südwind in der Kampagne "SupplyChainge – Make Supermarkets Fair!" für faire Handelsbeziehungen engagiert: "Wir haben in vielen Gesprächen mit EU-Parlamentarierinnen und EU-Parlamentariern über die unfairen Handelsbeziehungen innerhalb der Zulieferketten von Lebensmittelkonzernen  informiert. Wir freuen uns, dass das EU-Parlament jetzt eine deutliche Botschaft an die Europäische Kommission gesandt hat. Es braucht dringend die Aufmerksamkeit der Kommission und der Wettbewerbsbehörden, um der Ausbeutung einen Riegel vorzuschieben."

Konrad Rehling, Südwind-Experte für Südfrüchte erläutert die Auswirkung von den UTPs für die Betroffenen: "UTPs nehmen im Alltag ganz unterschiedliche Ausprägungen an wie beispielsweise die Verweigerung schriftlicher Verträge, lange Zahlungsverzüge, beliebig festgelegte Preisabschläge bei pünktlicher Zahlung oder die Verrechnung von Kosten für fiktive Dienstleistungen, um damit Preisvereinbarungen zu umgehen. Es herrscht ein Klima der Angst. Viele – vor allem kleine – ProduzentInnen schweigen, weil sie fürchten, ihr Geschäft zu verlieren. Die gestrige Entscheidung ist ein klares Signal an die Europäische Kommission, Schritte zu setzen, Produzenten und Produzentinnen über die Einführung verbindlicher Regeln für Handelspartner diese Angst zu nehmen und faire Geschäftsbeziehungen auf Augenhöhe zu ermöglichen."

Hintergrundinformationen:

Berichte
European Parliament Unfair trading practices in the food supply chain, Entscheidungsprozess
European Parliament Bericht zu unlauteren Handelspraktiken in der Lebensmittelversorgungskette und Entschließungsantrag, über den am 7. Juni abgestimmt wurde

Petition für faire Handelsbeziehungen
Petition Stoppt unfairen Handel. Make Fruit Fair! (wurde am 10. November 2015 mit mehr als 61.000 Unterschriften an die Europäische Kommission übergeben.)

Hintergrund zu UTP
Make Fruit Fair Bericht Banana value chains in Europe and the consequences of Unfair Trading Practices – October 2015


Rückfragehinweis:
Eva Izquierdo
Projektvorstandsmitglied des Europäischen Umweltbüros
eva.izquierdo@eeb.org
Tel: +32 474 345 819

Stefan Grasgruber-Kerl
Kampagnenleiter von Südwind
stefan.grasgruber-kerl@suedwind.at
Tel: +43 699/100 400 79


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