Faire Löhne bleiben Mangelware

Hungerlöhne und Arbeitsrechtsverletzungen sind immer noch Alltag in der Kleidungsproduktion. Trotz der vollmundigen Nachhaltigkeitsversprechen von Modemarken ist ein Ende der Ausbeutung von Mensch und Natur für Billig-Mode weiterhin nicht in Sicht. Die Branche wird immer noch dominiert vom Fast Fashion-Konzept, das Arbeiter:innen unterdrückt und mit einer enormen Ressourcenverschwendung einhergeht.

Trotz vehementer Forderungen von Arbeitsrechtsorganisationen und Gewerkschaften bleiben die Mindestlöhne in Textil-Exportländern extrem niedrig. Trauriges Beispiel dafür ist Bangladesch, wo die 4,4 Millionen Textilarbeiter:innen einen Mindestlohn von 12.500 Taka (umgerechnet 106 Euro*) pro Monat verdienen – weit unter den von den Gewerkschaften geforderten 23.000 Taka (rund 195 Euro) und somit weit davon entfernt, dass Arbeiter:innen und ihre Familien davon ein menschenwürdiges Leben führen können.

Dabei sind existenzsichernde Löhne ein Menschenrecht. Wenn Löhne zu niedrig sind, kann nichts angespart werden und Arbeiternehmer*innen sind gezwungen, von der Hand in den Mund zu leben. Modekonzerne müssen eine menschenwürdige Bezahlung entlang ihrer gesamten Lieferkette garantieren. Alles andere kann nicht als nachhaltig bezeichnet werden.

Tauziehen um sichere Arbeitsbedingungen

Am 24. April 2013 stürzte die Textilfabrik Rana Plaza in Dhaka, Bangladesch, ein. 1.175 Menschen starben, über 2.000 wurden verletzt.
Rana Plaza gilt als schwerste Katastrophe der Textilindustrie und sorgte für einen weltweiten Aufschrei. Mindestens 29 weltweit tätige Marken ließen in Fabriken von Rana Plaza Kleidung produzieren, darunter Primark, Mango oder Kik. Als Reaktion wurde der so genannte Bangladesh Accord ins Leben gerufen, ein verbindliches Abkommen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften, das Brandschutz- und Sicherheitsvorkehrungen vorschreibt. Die Anzahl tödlicher Unfälle konnte dadurch gesenkt werden. Lücken blieben dennoch: Denn der Beitritt zum Abkommen ist freiwillig, der Geltungsbereich auf Bangladesch und Pakistan beschränkt.

Um ständige Neuverhandlungen und Aufweichversuche zu verhindern, fordert Südwind, die Gültigkeit des Abkommens ohne Ablauffrist zu verlängern und auf alle textilproduzierenden Länder auszuweiten. Es ist ein Skandal, dass europäische Textilkonzerne weiterhin mit Menschenleben pokern. Sämtliche Bekleidungs-Unternehmen sind dringend gefordert, Mindeststandards für die Sicherheit und Unversehrtheit ihrer Arbeiter:innen zu garantieren – ohne Bedingungen oder Zeitlimits.

  Gemeinsam gegen Ausbeutung!

Gemeinsam können wir die Rechte von Menschen stärken.

Studie zeigt großen Aufholbedarf bei Transparenz

Begünstigt werden diese Missstände durch unseriöse Kontrollen und fehlende Transparenz in den Lieferketten. Laut Fashion Checker-Studie der Clean Clothes Kampagne halten sich 60 Prozent von 264 befragten Modeunternehmen an keinerlei Transparenz-Verpflichtungen. Nur 46 befragte Unternehmen (17%) legen zusätzliche Informationen über ihre Lieferkette offen, etwa ob es am Arbeitsplatz eine Gewerkschaft gibt oder nicht. Und nur fünf Unternehmen geben an, dass sie zumindest einem Teil ihrer Arbeiter:innen existenzsichernde Löhne zahlen. 

Viele Marken behaupten zwar, Arbeitsrechte zu respektieren. Dennoch wird in den allermeisten Fällen kein ausreichender Lohn bezahlt und Lieferketten weiterhin verschleiert. Für Südwind steht fest: Kundinnen und Kunden haben das Recht zu erfahren, woher ihre Kleidung stammt und unter welchen Bedingungen sie produziert wurde. Bewusster, nachhaltiger Konsum ist sonst nicht möglich.

Daher fordert Südwind von der Politik auf nationaler und europäischer Ebene ein strenges Lieferkettengesetz, das Unternehmen aller Größen zur Einhaltung von Menschenrechtsstandards und Umweltschutzbestimmungen verpflichtet. Nur wenn Unternehmen für Vergehen entlang ihrer Lieferkette haften müssen, können Lohnraub und Ausbeutung effektiv bekämpft werden. Gleichzeitig müssen sich Modekonzerne verbindlich zu existenzsichernden Löhnen und grundlegenden Arbeitsrechten gemäß der ILO-Richtlinien verpflichten.