Übung Nr. 4

Ungleichheit und Klimawandel

Ziele

Diese Übung soll jungen Menschen helfen:

  • ihr Bewusstsein für die Ungerechtigkeiten des Klimawandels zu schärfen.
  • Vorstellungskraft und kritisches Denken zu entwickeln.
  • Den Zusammenhang zwischen Menschenrechten und Klimawandel zu verstehen.

Kurzbeschreibung

Per Rollenspiel werden Verständnis und Bewusstsein für die bestehenden Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten geschult. Die Teilnehmenden müssen je nachdem, wie stark sie vom Klimawandel
betroffen sind, und wie er sich auf ihre Menschenrechte auswirkt, einen Jeton abgeben oder nicht.

Altersgruppe

15+

Zeitaufwand

45 Minuten

Raumbedarf

Ein Raum mit Tischen

Benötigte Materialien

Drucken Sie die folgenden Materialien aus:

 

Themenfelder

  • Folgen des Klimawandels
  • Ungleichheiten
  • Menschenrechte

Drucken Sie im Vorfeld die Karten mit den Charakteren und die Aussagen, die vorgelesen werden sollen, aus und schneiden Sie alles aus. Dann geben Sie für jede teilnehmende Person 19 Jetons in ein Kuvert. Machen Sie sich mit dem Raum vertraut, in dem Sie arbeiten werden, und versuchen Sie darin eine ruhige Atmosphäre zu schaffen. Konzentriertes Arbeiten sollte ohne Ablenkung möglich sein.

Tipp:
Wenn Sie mehr Charakterkarten benötigen, können Sie einfach Ihre eigenen erstellen. Sie können auch dieselbe Karte mehrmals verwenden, oder die Karten verdoppeln, indem Sie einfach das Geschlecht ändern.

Machen Sie mit den Teilnehmenden ein Brainstorming, bei dem Sie abfragen, was sie für ein zufriedenes und menschenwürdiges Leben brauchen. Ordnen Sie die Antworten in die folgenden fünf Kategorien ein:

  1. Grundbedürfnisse: Das sind Dinge, die lebensnotwenige Bedürfnisse stillen. Dazu gehören: Luft, Wasser, Nahrung, Kleidung, Schlaf, Hygiene usw. Zu dieser Kategorie gehören auch sexuelle Bedürfnisse
  2. Persönliche Sicherheit: Dies kann ein Dach über dem Kopf oder ein Zimmer sein, ein sicherer Ort, ein fester Arbeitsplatz, eine Krankenversicherung, finanzielle Sicherheit bzw. eine Pension. Dazu gehört auch der Schutz vor Bedrohungen wie Einbruch, Krieg, Terrorismus usw.
  3. Bedürfnis nach Liebe und Zugehörigkeit: Dazu gehören Familie, Freund:innen oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder einer Gemeinschaft
  4. Bedürfnis nach Selbstwertgefühl: Dazu gehören Selbstwertgefühl, Anerkennung, Erfolg und Respekt vor anderen
  5. Bedürfnis nach Selbstverwirklichung: Dazu gehört die Möglichkeit, sich zu entfalten und kreativ zu sein, das persönliche Potenzial zum Ausdruck zu bringen und Wünsche zu verwirklichen 

DAUER: 10 MINUTEN

HINWEIS: Schritt 1 und 2 sind optional. Die Übung lässt sich auch unabhängig von diesen Vorüberlegungen durchführen.

Sobald die Teilnehmenden alle Bedürfnisse, die sie für ein zufriedenes und würdevolles Leben brauchen, aufgezählt haben, erklären Sie ihnen die Kategorien, welche im Schritt 1 verwendet wurden. Diese Kategorien und deren Rangfolge stammen aus der Maslowschen Bedürfnispyramide: Abraham Maslow, ein US-amerikanischer Psychologe und Forscher, vertrat die Auffassung, dass diese fünf Bedürfnisse gestillt sein müssen, damit ein Mensch zufrieden ist. Die Bedürfnisse sind voneinander abhängig und eine höhere Stufe kann nicht erreicht werden, solange die Bedürfnisse der darunterliegenden nicht erfüllt sind. Aus diesem Grund werden sie für gewöhnlich in Form einer Pyramide dargestellt.

DAUER: 3 MINUTEN

Geben Sie nun allen Teilnehmenden eine Charakterkarte. Alle werden nun die Person spielen, die darauf beschrieben ist. Geben Sie den Teilnehmenden Zeit sich alles durchzulesen. Sie sollten den anderen nicht verraten, wer sie sind.

Um ihnen zu helfen, sich das Leben ihrer Figur vorzustellen, stellen Sie diese Fragen:

  • Wie war deine Kindheit?
  • In welcher Art von Wohnung lebst du?
  • Welche Spiele spielst du?
  • Welchen Beruf üben deine Eltern aus?
  • Wie sieht dein Leben aus?
  • Wo lernst du Menschen kennen?
  • Was machst du in der Früh, mittags und abends?
  • Wie viel verdienst du (oder verdienen deine Eltern) pro Monat?
  • Was machst du in deiner Freizeit?
  • Wie und wo verbringst du deinen Urlaub?
  • Wovor hast du Angst?
  • Wonach strebst du?
  • Was ist dein größter Traum?

Wenn Sie die Fragen vorlesen, bitten Sie die Teilnehmenden, die Augen zu schließen und sich die Antworten in Ruhe vorzustellen.

DAUER: 2 MINUTEN

Platzieren Sie kleine Schüsseln mit Jetons in Reichweite der Teilnehmenden. Erklären Sie, dass sie damit die verschiedenen oben genannte Bedürfnisse befriedigen können. Erklären Sie, dass Sie nun eine Reihe von Aussagen vorlesen werden. Wer zustimmt, darf einen Jeton nehmen. Lesen Sie die Aussagen eine nach der anderen vor und geben Sie den Teilnehmenden jedes Mal genug Zeit, um zu entscheiden, ob sie einen Jeton nehmen können oder nicht. Diese Aktivität wird schweigend durchgeführt, lassen Sie keine Debatten oder Diskussionen zu.

DAUER: 10 MINUTEN

Nachdem alle Aussagen vorgelesen wurden, bitten Sie die Teilnehmenden zu sagen, wie viele Jetons sie haben.
Erklären Sie ihnen, was die Anzahl aussagt. Wenn sie …

  • 15 oder mehr Jetons haben, können sie alle ihre Bedürfnisse befriedigen.
  • zwischen 12 und 14 Jetons haben, können sie noch alle ihre Bedürfnisse stillen, außer das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.
  • zwischen 8 und 11 Jetons haben, können sie noch alle ihre Bedürfnisse stillen, außer jene nach Selbstverwirklichung, Selbstwert und Anerkennung.
  • zwischen 5 und 7 Jetons bedeutet, ihr Bedürfnis nach Sicherheit und ihre Grundbedürfnisse sind befriedigt.
  • mit weniger als fünf Jetons können sie nur mehr ihre Grundbedürfnisse decken.

Geben Sie den Teilnehmenden Zeit, um nachzuvollziehen, wo sie mit ihren Jetons in der Maslowschen Pyramide stehen.

DAUER: 5 MINUTEN

HINWEIS: Wenn Sie die Übung ohne Schritt 1 und 2 durchgeführt haben entfällt der Schritt, die Anzahl der Jetons in Bezug zur Maslowschen Pyramide zu setzen. Dennoch kann mit den Teilnehmenden diskutiert werden, dass manche Personen viele Jetons nehmen konnten, andere sehr wenige oder keine und warum.

Führen Sie im Anschluss eine Nachbesprechung durch und stellen Sie die folgenden Fragen. Dabei sollten Sie auf Situationen achten, in denen Stereotype oder Vorurteile verstärkt werden könnten:

  • Wie hast du dich in deiner Rolle zurechtgefunden?
  • Hattest du alle Informationen, die du für die Darstellung deiner Figur benötigt hast?
  • Was hast du gemacht, um dir deinen Charakter vorzustellen?
  • Haben wir alle dieselben Vorstellungen? Woher kommen diese?
  • Hast du noch genug Jetons übrig, um zufrieden und in Würde zu leben?
  • Wie hast du dich gefühlt, als du Jetons weglegen musstest?
  • Was ist dir aufgefallen, als du gesehen hast, wie viele Jetons den anderen Teilnehmenden übrig geblieben sind?
  • Konntest du die Rolle bestimmter Personen erraten?
  • Wo steht deine Person in der Maslowschen Pyramide?
  • Entspricht das Weglegen von Jetons, deiner Meinung nach, der Realität?
  • Hast du das Gefühl, dass weibliche Charaktere stärker benachteiligt waren?
  • Wofür standen die Forderungen?
  • Welche Verbindungen stellst du zwischen den Rechten deiner Person und der Maslowschen Pyramide her?
  • Hatten alle die gleiche Anzahl von Jetons und Rechten „am Start“?
  • Wodurch wurde die Anzahl der Jetons begrenzt?
  • Hast du das Gefühl, dass die Rechte deiner Person gewahrt wurden?
  • Ist dir aufgefallen, dass manche weniger privilegiert sind?
  • Was hat deine Person daran gehindert ein zufriedenes und menschenwürdiges Leben zu führen?
  • Was haben die Charaktere gemeinsam?
  • Was würdest du tun, wenn du deine Person wärst?
  • Kannst du dort, wo du wohnst, ein zufriedenes und würdevolles Leben führen?Was kann getan werden, um es den Menschen, insbesondere Frauen, zu ermöglichen, den Klimawandel und seine Folgen zu bewältigen?
  • Worin bestehen deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen Migrant:innen und Geflüchteten?
  • Bist du damit einverstanden, Menschen, die aus klimatischen Gründen fliehen, einen Geflüchtetenstatus zu gewähren?
  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen Menschenrechten und Klimawandel?
  • Wie können wir diese negativen Auswirkungen begrenzen?
  • Welche Rechte können im Kampf gegen den Klimawandel nützlich sein?
  • Welche Art von Maßnahmen sollten ergriffen werden?

DAUER: 15 MINUTEN

Wenn Sie viel Platz zur Verfügung haben, können Sie die Schritte 4 und 5 nach der Methode des Privilege Walks anwenden. Die folgende Anleitung ist angelehnt an die Übung aus dem Kompass-Handbuch (S. 289).

Anstatt Jetons zu verteilen, bitten Sie die Teilnehmenden sich still nebeneinander aufzustellen, so wie auf einer Startlinie. Sagen Sie ihnen, dass Sie eine Liste von Situationen oder Ereignissen vorlesen werden. Jedes Mal, wenn sie die Aussage mit „Ja“ beantworten können, sollen die Teilnehmenden einen Schritt nach vorne machen. Andernfalls sollen sie stehenbleiben und sich nicht bewegen.

Nachdem alle Aussagen vorgelesen wurden, können Sie anhand der folgenden Fragen eine Nachbesprechung durchführen und dabei darauf achten, dass Sie auf Situationen eingehen, in denen Stereotype verstärkt werden könnten:

  • Wie hast du dich gefühlt, als du nach vorne gekommen bzw. nachdem du stehen geblieben bist?
  • Wann haben diejenigen, die einen Schritt nach vorne gemacht haben, bemerkt, dass andere nicht so schnell vorrücken konnten wie sie?
  • Hatte jemand das Gefühl, dass es Momente gab, in denen seine oder ihre grundlegenden Menschenrechte missachtet wurden?
  • Konntet ihr die Rollen der anderen erraten? (Lassen Sie die Teilnehmenden ihre Rollen während dieses Teils der Diskussion verraten)
  • Wie habt ihr es geschafft, eure Rolle zu spielen? Hattet ihr alle Informationen, die ihr benötigt habt, um eure Figuren darzustellen?
  • Wie habt ihr euch eure Figur vorgestellt?
  • Hattet ihr das Gefühl, dass weibliche Charaktere stärker benachteiligt waren?
  • Was ist mit Menschen aus dem Globalen Süden?
  • Ist euch aufgefallen, ob Menschen, die mehrfache Diskriminierung erfahren, öfter nach vorne gehen oder zurückbleiben?
  • Ist euch aufgefallen, dass manche Menschen weniger privilegiert sind?