Zusatzübung Nr. 5

Ökofeminismus erforschen

Ziele

Diese Übung soll jungen Menschen helfen:

  • kritisch nachzudenken über die Zusammenhänge zwischen Geschlecht, Natur und sozialer Gerechtigkeit durch Vergleiche und Beispiele aus dem realen Leben.
  • über die Wechselwirkungen und Zusammenhänge von Klima- und Geschlechtergerechtigkeit zu reflektieren und sich dazu auszutauschen.
  • über die aktuellen Klimabewegungen zu diskutieren und über ihre Entwicklung von der Vergangenheit bis zur Gegenwart nachzudenken.

Kurzbeschreibung

Diese Übung erhöht das Bewusstsein für Ökofeminismus, informiert über Klimabewegungen und zeigt kulturelle Unterschiede in der Einstellung zum Klima auf. Sie bietet zusätzliche Hintergrundinformationen und empfiehlt eine Internetrecherche zum Thema Klimaaktivismus.

Altersgruppe

16+

Zeitaufwand

45 Minuten

Raumbedarf

Ein Klassenzimmer oder ein anderer geeigneter Raum für Gruppendiskussionen

Benötigte Materialien

Drucken Sie die folgenden Materialien aus:­

Andere Materialien:­

  • Tafel, Whiteboard oder Flipchart
  • Bunte Stifte und Marker

Optional:

  • Ein internetfähiges Gerät (Laptop, Tablet oder Smartphone)
  • Zusätzliche Materialien zu Ökofeminismus

Themenfelder

  • Klimabewusstsein
  • Ökofeminismus
  • Planung von Aktionen
  • Klimabewegungen
  • Debatten

Drucken Sie Arbeitsblatt 1 aus und geben Sie den Teilnehmenden je eines. Die Teilnehmenden sollen sich in einen Kreis setzen, damit sie einander sehen können, um eine offene Kommunikation zu ermöglichen. Auf einige der nachstehenden Fragen sind Antworten angeführt. Diese sollten nicht an die Teilnehmenden weitergegeben werden. Es gibt keine „richtigen“ Antworten, da die meisten Fragen offen sind, aber sie können zusätzliche Hintergrundinformationen für Sie als Moderator:in liefern. Sie sind besser auf diese Übung vorbereitet, wenn Sie Abschnitt 2 des Leitfadens durchlesen, in dem das Thema Ökofeminismus und die Chipko-Bewegung behandelt werden.

*Zusätzliche Hintergrundinformationen:
Der Ökofeminismus besteht aus zwei verschiedenen Ideologien (essentialistisch und konstruktivistisch), die sich stark voneinander unterscheiden. Es ist wichtig, die Teilnehmenden nicht zu indoktrinieren, dass Ökofeminismus bedeutet „Frauen werden das Klima retten“, da dies patriarchalisch ist, auch wenn es der klassischen ökofeministischen Sichtweise entspricht.

Vorurteile wie „Frauen sind der Natur näher“ und „sie sind von Natur aus Pflegerinnen“ sollten ebenfalls dekonstruiert werden, da diese patriarchalische Normen weiter verstärken. Daher ist eine ausgewogene Sichtweise des Ökofeminismus wichtig: Sie soll den Einfluss der Frauen auf die Einhaltung der Klimaprioritäten hervorheben und gleichzeitig betonen, dass Ökofeminismus bedeutet, dass alle Geschlechter das gleiche Engagement und die gleichen Opfer bringen sollten, um das Klima zu schützen. Ein gutes aktuelles Beispiel dafür ist Greta Thunberg, eine junge Erwachsene, die sich schon im Teenageralter dem Klimaaktivismus verschrieben hat.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Ökofeminismus ist, dass das Patriarchat (Ausbeutung der Frauen) und die Erschöpfung der Ressourcen, sowie der Klimawandel (Ausbeutung der Natur) zusammenhängen.

Es ist jedoch wichtig, dass alle Menschen in die Lage versetzt werden, sich für den Klimaschutz einsetzen zu können, und dass das Geschlechterverhältnis von Aktivist:innen und politischen Entscheidungsträger:innen ein ausgewogenes wird. Gegenwärtig gibt es mehr Aktivistinnen und mehr Männer in Führungspositionen. Alle können unabhängig von ihrem Geschlecht dazu beitragen, Klima- und Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen und patriarchale Denkweisen und Werte zu überwinden.

VOR DEM BRAINSTORMING:

Schreiben Sie die folgenden Fragen an die Tafel oder das Flipchart und fragen Sie kurz in die Runde:

  • Habt ihr den Begriff „Ökofeminismus“ schon einmal gehört? Was kommt euch in den Sinn, wenn ihr den Begriff „Ökofeminismus“ hört? Worauf bezieht er sich eurer Meinung nach?
  • Glaubt ihr, dass Frauen naturverbundener sind als Männer?
  • Glaubt ihr, dass das auch in anderen Kulturen so ist?
  • Fühlt ihr euch unwohl, wenn ihr den Begriff „Ökofeminismus“ verwendet? Warum ist das eurer Meinung nach so?

Ermutigen Sie die Teilnehmenden dazu, ehrlich und gut überlegt zu antworten

DAUER: 5 MINUTEN

TEILEN SIE DIE GESCHICHTE VON AMRITA DEVI

Lesen Sie den Teilnehmenden die Geschichte von Amrita Devi und der Chipko-Bewegung vor.
Leiten Sie anschließend eine Gruppendiskussion über die Bedeutung von Devis Geschichte und ihre Relevanz für den Ökofeminismus ein. Stellen Sie dazu die folgenden Fragen:

  • Was hat Amrita Devi und die Frauen der Chipko-Bewegung dazu motiviert, aktiv zu werden?
  • Inwiefern stellt ihre Geschichte die traditionellen Vorstellungen von Geschlecht und Natur in Frage?
  • Welche Lehren können wir aus der Chipko-Bewegung für den heutigen Umweltaktivismus ziehen?

DAUER: 20 MINUTEN

GRUPPENDISKUSSION ZU AKTUELLEN BEISPIELEN

Bitten Sie die Teilnehmenden über mögliche Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der Chipko-Bewegung und den ihnen bekannten Klimabewegungen nachzudenken. Wenn die Teilnehmenden von aktuellen Bewegungen wissen, diskutieren Sie diese. Wenn keine bekannt sind, führen Sie die folgenden Geschichten als Beispiele an.

Beispiel 1: GRETA THUNBERG

  • Greta Thunberg, eine schwedische Klimaaktivistin, war 15 Jahre alt, als sie sich 2018 allein mit einem Schild mit der Aufschrift „Schulstreik für das Klima“ vor das schwedische Parlament setzte.
  • Ihre folgenden Aktionen brachten schnell Schüler:innen auf der ganzen Welt dazu, sich ihr anzuschließen. Das führte zur Gründung der globalen Fridays for Future-Bewegung.
  • Wie die Chipko-Bewegung wird auch die Fridays for Future-Bewegung überwiegend von Jugendlichen bzw. Frauen angeführt.
  • Beide Bewegungen betonen die Wichtigkeit des Aktivismus ausgehend von Basisorganisationen und des gewaltfreien Protests. Gretas Schulstreiks haben die Aufmerksamkeit auf die Dringlichkeit der Klimakrise gelenkt, ähnlich wie die Chipko-Bewegung, die die Notwendigkeit des Schutzes lokaler Wälder hervorgehoben hat.
  • Fridays for Future hat Millionen junger Menschen weltweit mobilisiert, um Maßnahmen gegen den Klimawandel zu fordern. Ganz ähnlich hat die Chipko-Bewegung eine Welle von Umweltbewusstsein und Aktivismus ausgelöst.
  • Heute ist Greta Thunberg als Klima- und Politikaktivistin auf der ganzen Welt bekannt.

 

Beispiel 2: BILL MCKIBBEN

  • Bill McKibben ist Umweltschützer, Autor und Gründer von 350.org, einer weltweiten Graswurzel-Klimabewegung.
  • McKibben betont in seiner Arbeit die Überschneidung von Klimawandel und sozialer Gerechtigkeit und macht deutlich, dass marginalisierte Gemeinschaften unverhältnismäßig stark von Umweltzerstörung betroffen sind.
  • Er unterstreicht die Bedeutung der Beteiligung von Männern am Umweltaktivismus, stellt traditionelle Geschlechterrollen in Frage und vertritt einen integrativeren Ansatz des Ökofeminismus.
  • Er thematisiert Energiefragen und bezieht sich dabei sowohl auf die Energie, die wir für unsere Häuser, Fahrzeuge, Bauernhöfe und Fabriken brauchen, als auch die Energie, die in die Politik fließt. Hinter beiden stehen ihm zufolge die großen Konzerne. Deswegen sollen wir laut McKibben unsere Hoffnungen auf eine dezentralisierte, bürger:innennahe, jugendorientierte, globale Klimabewegung setzen.
  • Er setzt sich für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ein und fordert Institutionen wie Universitäten, Pensionsfonds und Kirchen auf, ihre Investitionen aus Unternehmen abzuziehen, die fossile Brennstoffe herstellen.
  • Mit 350.org hat er zu Tausenden von Klimakundgebungen und -veranstaltungen beigetragen und damit globale Solidarität und gemeinsames Handeln gegen den Klimawandel angeregt.
  • McKibben arbeitet mit einer Vielzahl von ganz unterschiedlichen Aktivist:innen zusammen – mit Indigenen, Bauern und Bäuerinnen sowie jungen Menschen, um einen ganzheitlichen und integrativen Ansatz für Klimagerechtigkeit zu fördern.

In diesem Video können Sie mehr über die Mission von 350.org erfahren.
Zu den bekanntesten Büchern von McKibben gehören: The End of Nature (auch auf Deutsch erschienen: Das Ende der Natur), Oil and Honey, Fight Global Warming Now, The Age of Missing Information.

Ermutigen Sie die Teilnehmenden nun anhand der beiden Beispiele Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu diskutieren, indem Sie die folgenden Fragen stellen

  • Glauben Sie, dass Greta Thunberg von der Chipko-Bewegung inspiriert wurde?
  • Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Unterschied zwischen Thunberg und der Chipko-Bewegung?
  • Wie stellt Bill McKibbens Arbeit die traditionellen Vorstellungen von Geschlecht und Umweltaktivismus in Frage?
  • Inwiefern sind sich die Klimabewegungen ähnlich?
  • Wie können die Bewegungen von Greta Thunberg und Bill McKibben junge Menschen dazu inspirieren, in ihren Gemeinden aktiv zu werden?

Stellen Sie dann den Teilnehmenden die folgenden Fragen zu ihrer persönlichen Meinung bzw., ob und wie sie sich geändert hat, nachdem sie über Ökofeminismus gelernt haben.

  • Glaubt ihr, dass es einen Zusammenhang zwischen Geschlechterrollen und Umweltfragen gibt?
  • Würdet ihr euch an einer Klimabewegung beteiligen? Wenn ja, warum?
  • Was könntet ihr abgesehen davon noch tun?
  • Welche Identitätsmerkmale (z.B. Alter, Religion, kultureller Hintergrund, Fähigkeiten, Bildung, Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, Familienstand, Lebensumfeld/Wohnort usw.) beeinflussen Geschlechterrollen?
  • Welche Identitätsmerkmale (z.B. Alter, Religion, kultureller Hintergrund, Fähigkeiten, Bildung, Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, Familienstand, Lebensumfeld/Wohnort usw.) beeinflussen eine Person in ihrer Einstellung zur Natur?

NACHBEREITUNG

  • Fassen Sie die wichtigsten Erkenntnisse aus der Übung zusammen.
  • Ermutigen Sie die Teilnehmenden sich weiter mit Ökofeminismus zu beschäftigen und dafür einzutreten. Geben Sie ihnen die Links zu Webseiten mit Neuigkeiten zum Thema Klima und Gender, wie z.B. globalcitizen.org und unwomen.org weiter und verweisen Sie auf die in Abschnitt 2 beschriebenen Fallstudien.

DAUER: 20 MINUTEN