Was bedeutet Agrarökologie?

Agrarökologie bezeichnet eine Bewegung, die sich sozialökonomische und ökologische Umgestaltung des gesamten Ernährungssystems einsetzt.

Dabei spielt besonders die globale Dimension und speziell auch das Recht auf Nahrung und Ernährungssouveränität eine große Rolle. Dadurch soll Nachhaltigkeit in alle Bereiche des Ernährungssystems Einzug halten: ökologisch, wirtschaftlich und sozial

Agrarökologie ist ein Konzept, das aus dem globalen Süden (speziell Brasilien) kommt, das aber in vielen Bereichen auch auf uns in Europe und in Österreich anwendbar ist.

Die 13 Prinzipien der Agrarökologie:

  • Biologischer Vielfalt fällt eine Schlüsselrolle in der Agrarökologie zu, da sie die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln sicherstellt und natürliche Ressourcen schützt und fördert.
  • Wissensaufbau- und transfer: Das Wissen von indigenen Bevölkerungsgruppen, praktische Erfahrungen von Produzent*innen und Verkäufer*innen sowie wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzen
  • Zusammenwirken und verstärken: Vor allem im Hinblick auf die Klima- und Biodiversitätskrise ist es wichtig, Synergien in Bezug auf ihre Bekämpfung zu stärken, um in beiden Bereichen Fortschritte zu erreichen. Ein verbessertes Zusammenwirken fördert außerdem ökologische Funktionen und somit eine größere Ressourceneffizienz und Widerstandsfähigkeit (Resilienz).
  • Begrenzte Ressourcen wirksam nutzen: Agrarökologie kann sowohl mehr produziert, als auch der Verbrauch von externen Ressourcen verringert werden. Die Vielfalt der Agrarökologie ist wichtig, damit Synergien entstehen und somit ein effizienterer Umgang mit den Ressourcen möglich ist.
  • Recycling: Recyceln bietet viele Vorteile. Produzent*innen sind weniger auf externe Ressourcen angewiesen, sparen Kosten und erreichen eine größere Autonomie. Gleichzeitig wird ihre Gefährdung durch ökonomische und natürliche Krisen verringert.
  • Widerstandskraft durch Diversifizierung: Tätigkeiten und des Anbaus auf verschiedene Produkte und Aktivitäten (keine Monokulturen, zusätzliche Tierhaltung etc.), stellt sicher, dass Produzent*innen eine größere finanzielle Unabhängigkeit erfahren und besser auf die Nachfrage der Konsument*innen reagieren können. Außerdem stärkt Diversifizierung die Widerstandsfähigkeit, da die Produzent*innen mehr Möglichkeiten haben sich von Ereignissen, wie extremen Wetterverhältnissen oder Schädlingsbefall zu erholen.
  • Gleichberechtigte Mitbestimmung: Partizipation fördert die soziale Organisation und Mitbestimmung in Entscheidungsfindungen von Produzent*innen und Konsument*innen. Eine dezentrale Steuerung und ein lokales, adaptives Management von landwirtschaftlichen Systemen werden dadurch ermöglicht. Agrarökologie rückt auch menschliche und soziale Werte in den Fokus, sodass die Lebensbedingungen der Menschen verbessert werden können.
  • Gesunde und vielfältige Ernährung: Mit der Stärkung von gesunder, diverser und kulturell angepasster Ernährung kann die Lebensmittelversorgung gewährleistet werden und gleichzeitig die Gesundheit der Ökosysteme erhalten bleiben. Landwirtschaft und Essen sind essentielle Elemente des menschlichen Erbes und spielen eine zentrale Rolle in der Gesellschaft. Das gegenwärtige System hat zu einer Trennung zwischen Ernährungsgewohnheiten und Kultur geführt. Hunger und Adipositas existieren nebeneinander, obwohl weltweit genug Nahrung produziert wird, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Agrarökologie versucht traditionelle Ansätze mit modernen Ernährungsgewohnheiten zu kombinieren, um eine gesunde Nahrungsmittelproduktion und einen gesunden Nahrungsmittelkonsum zu fördern.
  • Veranstwortungsbewusste Steuerung: Die Bedürfnisse und Interessen der bäuerlichen Familienbetriebe, Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und bäuerliche Lebensmittelproduzent*innen müssen anerkannt und unterstützt werden, da diese Personen als Manager*innen und Wächter*innen der natürlichen und genetischen Ressourcen fungieren.
  • Solidarische Wirtschaftskreisläufe: Die Nähe und das Vertrauen zwischen Produzent*innen und Konsument*innen kann durch faire und kurze Verteilungsnetzwerke der Produkte und die Einbettung in die lokale Wirtschaft verstärkt werden. Innovative Lösungen ermöglichen es in den planetaren Grenzen zu leben, und gleichzeitig das soziale Fundament für inklusive und nachhaltige Entwicklung zu sein.
  • Wohlergehen der Tiere: Das Wohlbefinden der Tiere ist essenziell für die Agrarökologie und hängt von den Haltungsbedingungen ab.
  • Wohlergehen des Bodens: Die Förderung und Sicherstellung des Wohlergehens des Bodens ist wesentlicher Bestandteil der Agrarökologie und wichtig für ein verbessertes Pflanzenwachstum. Dazu tragen der Erhalt und Aufbau organischer Substanz (Humus) und die Verbesserung der biologischen Aktivität des Bodens bei.
  • Fairness und Menschenwürde: Die Agrarökologie fördert eine würdige und robuste Existenzgrundlage für alle Akteur*innen, die in Nahrungsmittelsystemen tätig sind, insbesondere für Kleinproduzent*innen von Nahrungsmitteln, auf der Grundlage von fairem Handel, fairer Beschäftigung und fairer Behandlung von geistigen Eigentumsrechten.

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