Presseaussendung

21. November 2024 | Presse

Schoko-Nikolocheck 2024: Anhaltender Nachhaltigkeitstrend bei stabilen Preisen

Wien, am 21. November 2024. Rechtzeitig zur Adventszeit präsentieren die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und die Menschenrechtsorganisation Südwind den bewährten Schoko-Nikolo-Check als Entscheidungshilfe für den Süßigkeiten-Einkauf. Insgesamt 29 Schokoladen-Nikolos & Weihnachtsmänner, die bis 14. November österreichweit in Supermärkten erhältlich waren, wurden nach bewährten Kriterien getestet. Die Bewertung der sozialen und ökologischen Kriterien der jeweiligen Gütesiegel erfolgte über das bekannte Ampelsystem: grün, gelb oder rot.

Schokolade-Industrie unter verschärften Bedingungen
Die Anbaubedingungen für Kakao haben sich in den letzten Jahren verschärft. Klimaerhitzung, steigende Produktionskosten und schwankende Erträge setzen Kakaobäuerinnen und -bauern unter immensen Druck. Gleichzeitig werden Regenwälder weiterhin abgeholzt und gefährliche Pestizide belasten Umwelt und Gesundheit. „Die Herausforderungen im Kakaoanbau sind größer denn je. Umso wichtiger ist es, dass Konsument:innen bewusst zu Bio- und Fairtrade-Produkten greifen“, erklärt Anna Leitner, Nachhaltigkeitsexpertin bei GLOBAL 2000. „Diese garantieren umweltschonende Anbaumethoden und bieten den Menschen im Globalen Süden eine faire Grundlage für ihre Arbeit.“

Weiterhin hinter den Erwartungen zurück bleiben ausgerechnet die Produkte der großen Schokoladenkonzerne. Gudrun Glocker, Lieferketten-Expertin bei Südwind, betont: „Ohne einen klaren gesetzlichen Rahmen im Sinne eines Lieferkettengesetzes können Unternehmen weiterhin Menschenrechte und Umweltstandards ignorieren. Konsument:innen haben das Recht zu wissen, woher ihre Schokolade kommt  – und die Arbeiter:innen auf ein Leben ohne Ausbeutung.“

Bemerkenswert: Trotz erschwerter Bedingungen sind die Preise für bio-faire Schokolade stabil geblieben. Der Durchschnittspreis in diesem Segment ist sogar leicht gesunken. Das zeigt: Nachhaltigkeit, Fairness und leistbare Schokolade können Hand in Hand gehen.

Sieben Testsieger und großes Mittelfeld

Die großen Supermarktketten setzen bei ihren Eigenmarken weiterhin auf hohe Nachhaltigkeitsstandards. Auch das über die letzten Jahre etablierte vegane Angebot wird heuer beibehalten und weiß zu überzeugen. Wie auch schon in den vorherigen Tests geht der Nikolo der Marke EZA als Sieger hervor. Kundinnen und Kunden können sowohl Kakao als auch Rohrzucker bis zu den Ursprungskooperativen zurückverfolgen.

Mit doppelt-grüner Bestnoten punkten außerdem der GEPA Bio Schoko-Nikolaus (erhältlich bei Müller), der Bio natura Schoko-Nikolo von Hofer sowie die Bio-Eigenmarken von Spar und Billa, die sowohl mit ihrem veganen als auch dem herkömmlichen Schoko-Nikolaus überzeugen.

Gerade die großen Schokolade-Marken haben in puncto Transparenz weiterhin Aufholbedarf, während einige Supermarktketten mit ihren Eigenmarken bereits eine Vorreiterrolle für Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen einnehmen. Südwind und GLOBAL 2000 fordern daher mit Nachdruck die rasche und umfassende Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes in Österreich.

Wachsendes Mittelfeld 

Zusätzlich zu den sieben Testsiegern gibt es gleich 12 Produkte, die in mindestens einer Kategorie strenge Kriterien aufweisen, 11 von 28 Nikolos tragen das Bio-Siegel. Auch Handelsketten wie dm, Lidl und Penny setzen zunehmend auf Produkte mit strengen Zertifizierungen.

Die hinteren Plätze sind wie schon in den Vorjahren dominiert von den großen Marken wie Ferrero, Milka und Nestlé. Die Schokoladeriesen setzen weiterhin nur auf hausinterne Initiativen. „Bei allen Fortschritten ist es bedauerlich zu sehen, dass vor allem die großen globalen Schokoladekonzerne weiterhin auf oft intransparente Eigeninitiativen setzen. Statt unabhängiger, überprüfbarer Kriterien bleibt es beim Marketingversprechen“, kritisiert Südwind-Expertin Glocker.

Ausbeutung und weltweite Waldzerstörung sind immer noch eng verbunden mit der Schokoladeindustrie. Allein in Ghana und der Elfenbeinküsten, den Hauptanbauländern von Kakao, arbeiten immer noch 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Verhältnissen auf Kakaofarmen.

Konventioneller Kakaoanbau mit Gesundheitsrisiken

„Im konventionellen Kakaoanbau werden nach wie vor Pestizide eingesetzt, die extrem gefährlich für Mensch und Natur sind. Dabei kann Kakao traditionell in einem sehr umweltfreundlichen Anbausystem produziert werden, ganz ohne Pestizide und mit einem Mehrwert für die Artenvielfalt“, so Anna Leitner von GLOBAL 2000.  „Wer bewusst kauft, setzt ein wichtiges Zeichen gegen Umweltzerstörung und Ausbeutung. Darüber hinaus braucht es aber auch die Politik: Nachhaltigkeit darf nicht nur vom freiwilligen Engagement alleine abhängen.“

Südwind und GLOBAL 2000 fordern daher eine rasche und lückenlose Umsetzung des Lieferkettengesetzes, das Unternehmen dazu verpflichtet, soziale und ökologische Standards entlang der gesamten Lieferkette einzuhalten. „Nur so kann sichergestellt werden, dass fairer Handel und nachhaltiger Kakaoanbau zum Standard im Supermarktregal werden“, sind sich Gudrun Glocker und Anna Leitner sicher.

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: +43 650 9677577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

Marcel Ludwig
Pressesprecher GLOBAL 2000
Tel.: +43 699 142000 20
E-Mail: marcel.ludwig@global2000.at

Schoko-Nikolocheck 2024:
Stellungnahmen der negativ bewerteten Unternehmen

Ferrero Österreich verweist in ihrer Stellungnahme auf die unternehmenseigene Nachhaltigkeitsinitiative Ferrero Sustainability

„Leider wird bei dem Nikolo-Check wieder nur die aufgedruckten Zertifizierungen in die Bewertung berücksichtigt. Dies erscheint uns für die Aufklärung über die tatsächliche ökologische sowie soziale Qualität der Weihnachtsware nicht angemessen. Ihre Überprüfung spiegelt die tatsächliche Situation der unternommenen Aktivitäten nachhaltiger und sozialer Verantwortung leider nicht ausreichend wider. Gerne möchten wir Sie für weitere Informationen zu unseren umfänglichen Nachhaltigkeitsaktivitäten auf unseren Sustainability-Bericht verweisen unter www.ferrerosustainability.com/int/de/.

Zusätzlich arbeitet Ferrero weiterhin mit NGOs und Anbaubetrieben zusammen, um landwirtschaftliche, soziale, ökologische und wirtschaftliche Probleme im Zusammenhang mit dem Kakaoanbau anzugehen. Wir hoffen, dass wir Ihnen hiermit ausreichend darlegen konnten, dass eine Bewertung ausschließlich auf Basis aufgedruckter Zertifizierungssiegel zu wenig ist. Die vorliegende Analyse wird den realen intensiven Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen wie Ferrero nicht gerecht.“

Lindt & Sprüngli verweist in ihrer Stellungnahme auf das unternehmenseigene Lindt & Sprüngli Farming Program 

„Lindt & Sprüngli teilt die Ziele von Organisationen wie Fairtrade, Rainforest Alliance, UTZ, usw. für eine verantwortungsvolle Kakaoproduktion und arbeitet, wo sinnvoll und möglich, mit ihnen als Partner zusammen. Wir beziehen bereits einen großen Teil unserer Rohstoffe mit Nachhaltigkeitsrisiken über Zertifizierungen.

In den letzten Jahren haben wir erhebliche Fortschritte in Bezug auf die Nachhaltigkeit unserer Lieferkette gemacht. So kaufen wir beispielsweise unser Palmöl RSPO-zertifiziert ein, bei Soja setzen wir auf den ProTerra-Standard, und wir haben weitere Zertifizierungen, wie z. B. Rainforest Alliance für Vanille oder FSC/PEFC für Verpackungen, eingeführt. Detaillierte Informationen dazu finden Sie ab Seite 43 in unserem Nachhaltigkeitsbericht 2023.

Für die Beschaffung unseres wichtigsten Rohstoffs Kakao (Bohnen, Butter, Pulver) hat sich Lindt & Sprüngli bewusst dazu entschieden, ein eigenes Nachhaltigkeitsprogramm, das Lindt & Sprüngli Farming Program, zu implementieren. Dies erlaubt uns gezielter auf spezifische Herausforderungen in den Herkunftsländern einzugehen. Wir pflegen langfristige Partnerschaften mit unseren Lieferanten, die das Programm vor Ort umsetzen.

Das heisst jedoch nicht, dass wir keine Zertifizierungen nutzen. Seit 2023 beziehen wir beispielsweise erste Mengen unseres Kakaopulvers Rainforest Alliance-zertifiziert. In den kommenden Jahren werden wir den Grossteil unseres Kakaopulvers, unserer Schokoladenmasse und teilweise auch unserer Kakaobutter über die Rainforest Alliance Zertifizierung beziehen. Der Grossteil der 2023 beschafften Mengen an Kakaobutter stammte bereits aus langfristigen Verträgen und von zertifizierten Farmergruppen. Die Zertifizierung soll unser Farming Program jedoch nicht ersetzen, sie dient ausschliesslich als Grundlage und externes Prüfsystem. Unser Programm erlaubt es uns, gezielter auf die Bedürfnisse der Bauernhaushalte in den verschiedenen Herkunftsländern einzugehen und sicherzustellen, dass sie von unseren Investitionen direkt profitieren.

Wir haben uns bewusst entschieden, die genutzten Zertifizierungen nicht auf unseren Verpackungen zu kommunizieren, sondern ausschliesslich auf unser Farming Program zu verweisen.

Weitere Informationen zu unserem Farming Programm und unseren Nachhaltigkeitsaktivitäten finden Sie hier: Lindt & Sprüngli Nachhaltigkeitsbericht 2023: Sustainability Reports.“

Mondelēz Österreich verweist in ihrer Stellungnahme auf das das unternehmenseigene Programm für nachhaltigen Kakao: Cocoa Life.

Kakao ist die wichtigste Zutat für unserer Schokolade und entscheidend für unser Geschäft. Seit 2012 verfolgen wir mit unserem globalen Nachhaltigkeitsprogramm Cocoa Life das Ziel, die Kakaobranche nachhaltiger zu gestalten und einen Beitrag zu einer verantwortungsvolleren Lieferkette zu leisten.

Unser Programm veröffentlicht jährlich im Snacking Made Right Report seinen Fortschritt und setzt auf unabhängige und transparente Überprüfungen durch FLOCERT und Ipsos, um sicherzustellen, dass Cocoa Life seine gesetzten Ziele erreicht:

  • Ipsos (https://www.ipsos.com) überprüft unsere Auswirkungen vor Ort durch Durchführung von Studien, die KPIs von Cocoa Life evaluieren. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Vorteile unseres Programms zu verstehen und uns dabei zu helfen, zu lernen, wo wir uns weiterhin verbessern können. Weitere Details zur Evaluierung der Auswirkungen durch IPSOS sind hier verfügbar.
  • FLOCERT (https://www.flocert.net) überwacht den Weg des Kakaos aus den Cocoa Life-Gemeinden in unsere Lieferkette. Das Unternehmen bestätigt ebenfalls, dass die Vorteile, wie Prämienzahlungen an die Bauernorganisationen und ihre Bäuerinnen und Bauern weitergegeben werden. Die Überprüfung fördert Erkenntnisse und Transparenz und erlaubt uns, über den Anteil unseres über Cocoa Life beschafften Kakaovolumens Bericht zu erstatten.

Der integrierte Ansatz von Cocoa Life unterstützt Gemeinden in den sieben der wichtigsten Kakaoanbauländern. Zusammen mit unseren Partnern unterstützen wir Kakaobäuerinnen und -bauern dabei, Wissen und Fähigkeiten zu erwerben, die dabei helfen, ihren Lebensunterhalt zu verbessern, ihre Gemeinden zu stärken, die nächste Generation von Kakaobäuerinnen und -bauern zu inspirieren und die Landschaften, in denen Kakao wächst, zu schützen und zu rekultivieren.

Wir glauben, dass Partnerschaft der Schlüssel zu langfristiger Veränderung ist. Cocoa Life ist auf Zusammenarbeit mit Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, Partnern der Lieferkette, Organisationen von Kakaobäuerinnen und -bauern sowie landwirtschaftlichen Gemeinden aufgebaut. Wir arbeiten mit Kakaolieferanten, NGO-Partnern, externen Beratern und lokalen Regierungen zusammen, um das das richtige Umfeld für einen dynamischen Wandel zu schaffen. Dabei arbeiten wir auch mit Nachhaltigkeitsexperten zusammen, deren Expertise und Außenperspektive uns dabei helfen, die Strategie von Cocoa Life zu entwickeln und das Programm zu erweitern.“

Nestlé verweist in ihrer Stellungnahme auf die unternehmenseigene Nachhaltigkeitsinitiative: Nestlé Cocoa Plan. Auf Nachfrage wurden zudem Rainforest Alliance Zertifikate für den KitKat und Smarties Weihnachtsmann vorgelegt.
Südwind bestätigt den Erhalt der Zertifikate, auf den Produkten selbst ist die Zertifizierung nicht sichtbar.

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