Presseaussendung

24. Oktober 2022 | Presse

Südwind-Jugenddelegation für ein globales Lieferkettengesetz beim Menschenrechtsrat in Genf

Jugenddelegation

Wien, 24. Oktober 2022: Eine Delegation der österreichischen Menschenrechtsorganisation Südwind ist heute im Rahmen der europaweiten Initiativen „Our Food. Our Future“ und „Climate of Change“ mit zehn Jugendlichen beim Menschenrechtsrat in Genf und macht sich stark für eine öko-faire Trendwende im globalen Ernährungssystem. „Satte Gewinne auf der einen Seite, Hungerlöhne und Naturzerstörung auf der anderen. Die Art und Weise wie wir unsere Nahrungsmittel produzieren, befeuert weltweit Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Kinder- und Zwangsarbeit“, sagt Südwind-Ernährungsexpertin Gudrun Glocker. „Gerade angesichts der multiplen Krisen unserer Zeit braucht es einen Wandel hin zu einem System, das Menschenrechte und Umweltschutz in den Mittelpunkt stellt. Wir fordern starke Gesetze, die menschenwürdige Arbeitsbedingungen ohne Kompromisse garantieren.“

Die 8. Verhandlungsrunde zum verbindlichen UN-Vertrag für Wirtschaft und Menschenrechte wird heute vom UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, eröffnet. Südwind sieht ihn besonders in der Verantwortung. „Mit Volker Türk hat erstmals ein Österreicher dieses hohe UN-Amt inne. Und er steht vor großen Aufgaben: Zu viele Produkte in unseren Supermärkten haben den bitteren Beigeschmack von Ausbeutung, Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung“, sagt Gudrun Glocker. „Um wirklich bewusst zu konsumieren, müsste jede und jeder Einzelne stets genau darauf achten, wo und unter welchen Bedingungen unsere Waren hergestellt wurden. Das ist unmöglich und daher muss das UN-Abkommen die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz in allen Lieferketten sicherstellen.“

Südwind setzt sich dafür ein, junge Menschen auch als Teil der Lösung in politische Verhandlungen miteinzubeziehen. Beim Menschenrechtsrat in Genf appelliert die 20-jährige Leonie Pohl an die Entscheidungsträger*innen: „Als junge Bürgerin der Europäischen Union glaube ich daran, dass ein Wandel hin zu einem klimagerechten Ernährungssystem möglich ist. Dafür braucht es aber entsprechend strenge Gesetze, die multinationale Unternehmen dazu zwingen, ihre Produktionsprozesse offenzulegen und fair zu gestalten.“

50 Millionen Menschen in Zwangsarbeit 

Die Weltgemeinschaft erlebt in den letzten fünf Jahren einen beschleunigten Anstieg von Fällen an Zwangsarbeit. 2016 lag die geschätzte Anzahl noch bei 40 Millionen, 2021 bereits bei knapp 50 Millionen, wobei Frauen (54 Prozent), Kinder (1 von 4) und Migrant*innen am meisten betroffen sind. Da der größte Teil der Zwangsarbeit im privaten Sektor stattfinden, liegt die Dunkelziffer vermutlich noch höher. Gudrun Glocker: „Der Hochkommissar für Menschenrechte ist besonders gefordert, die globale Negativentwicklung zu stoppen. Zwangsarbeit darf heutzutage keinen Platz mehr haben – weder auf unseren Feldern, noch in den Produkten unserer Supermarktregale.“

Mit der europaweiten Initiative „Our Food. Our Future“ sensibilisiert Südwind junge Menschen für die negativen Auswirkungen unserer Ernährungsgewohnheiten auf Umwelt und Menschenrechte: von Regenwaldzerstörung über Zwangsarbeit und Schuldknechtschaft bis hin zu Menschenhandel. Im Projekt „Climate of Change“ wird das Bewusstsein für klimabedingte Migration gestärkt. Junge Menschen sollen die menschengemachten Ursachen der Klimakrise verstehen, Handlungsspielräume kennenlernen und umsetzen.

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